"El lado obscura del corazón" (Die dunkle Seite des Herzens) von Eliseo Subiela. Argentinien/Kanada, 1992. Dario Grandinetti, Sandra Ballesteros, Nacha Guevara
Für alle, die den schwermütigen Machismo des Tango mögen, die Geschmack finden an einer mystischen Verbindung aus Sex und Tod, die am allerliebsten Filme sehen, die sich fast nur in neonblauem, kalten Nachtlicht abspielen, ist dies genau das richtige. Da ich an alledem weniger Freude habe, empfand ich gut zwei Stunden lang eine zunächst gedämpfte, später dann quälende Langeweile, zumal man es hier mit einer Geschichte zu tun hat, die mehr oder minder auf der Stelle tritt. Oliverio, ein Macho von trauriger Gestalt, wird dauernd von Symbolfrauen verfolgt (dem Tod, seiner Vergangenheit undsoweiter) und sucht fortwährend nach der einen, mit der er endlich fliegen kann. Er findet sie in der Nutte Ana, aber natürlich dauert es ein Weilchen, bis die beiden endlich zueinander kommen und über die Stadt hinwegschweben dürfen. Eine Ballade mit Bandoneon, Saxophon und dem typisch lateinamerikanischen magischen Realismus, wogegen gar nichts zu sagen wäre, wenn dies alles nicht so dick und klischeehaft aufgetragen wäre. Man könnte dahinter eine schlau kalkulierte Satire vermuten, allein mir fehlt der rechte Glaube daran, und selbst wenn, dann wäre es noch immer eine langweilige Satire. Oliverio schaut trübsinnig und schmachtend drein, darf Sätze sagen wie "Zu leiden bedeutet zu leben", Ana blickt brennend und sinnlich in die Gegend und betont den Warencharakter ihrer Beziehungen, und dann tummeln sich da noch zwei Künstler-Macho-Kollegen, mit denen zusammen Oliverio die einzig erfrischenden Szenen des Films hat. Filme aus dieser Gegend der Welt sind manchmal ein wenig fremd, manchmal sehr faszinierend, manchmal aber auch so öde wie dieser. Mit glasigen Augen traten mein Mitleidender und ich an die schnöde ostwestfälische Nachtluft und dachten, gottseidank, daß uns manche Probleme doch erspart geblieben sind. (14.4.)