"Lola rennt" von Tom Tykwer. BRD, 1997. Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Nina Petri, Armin Rohde, Joachim Król
Dreimal rennt Lola aus Berlin los, um ihrem Manni aus der Klemme zu helfen, bzw ihn daran zu hindern, etwas Verrücktes zu tun, um selbst aus der Klemme rauszukommen, dreimal rennt sie mit unterschiedlichem Ergebnis: Einmal bleibt sie auf der Strecke, das zweite Mal Manni und beim dritten Mal geht's für beide gut aus und sie machen noch ein Plus von Hunderttausend Märkern.
Tykwer hat ein wenig die Konstruktion von Kieslowskis Meisterwerk "Der Zufall möglicherweise" übernommen, weniger allerdings dessen philosophischen Betrachtungsansatz von den Möglichkeiten, wie sich das Leben entwickeln kann und welche Faktoren entscheidend sein können. Aber immerhin spielt auch er ein reizvolles Spiel mit kleinen Kleinigkeiten, die plötzlich allem eine völlig neue Wendung geben, wobei er natürlich ein ganz anderes Tempo anschlägt als der tiefsinnige Pole. Tempo ist überhaupt das Stichwort dieser achtzig rasanten Minuten: Ein durchgängiger Technobeat treibt die Handlung eindrucksvoll pulsierend und unermüdlich voran, es geht volle Pulle mitten durch das moderne, rastlose Berlin, und obendrein benutzt Tykwer Trickszenen, psychedelische Verfremdungen und allerlei schnitt- und kameratechnische Mätzchen, um der Geschichte ein Styling zu verpassen, das den ausgehenden Neunzigern auch wirklich gerecht wird oder ihr Lebensgefühl nachempfindet. Sowas ist nicht neu, das hat es immer mal gegeben (man denke beispielsweise an Louis Malles Zaziefilm von vor fast vierzig Jahren), und ob dies nun der Aufbruch zu neuen Ufern im deutschen Film ist, weiß ich auch nicht - obwohl, dringend nötig wäre er allemal. Vielleicht wird der Film Nachäffer finden, vielleicht inspiriert er Nachfolger zum Bemühen um eine moderne, zeitgemäße Optik, aber natürlich wäre es bei alledem auch ganz schön, wenn die Macher über das Design hinaus auch noch was zu sagen hätten. Tykwer bietet immerhin ein paar markante Charaktere und jede Menge brillant agierende Schauspieler, die der Aktion schon eine ziemliche Intensität mitgeben. Was nun filmtechnisch im kommenden Jahrtausend weiter passieren wird, läßt sich auch nach diesem Film nicht vorhersagen. Könnte aber gut sein, daß der Weg in die schicke Oberflächlichkeit immer weiter geht. (16.9.)