„Conamara“ (#) von Eoin Moore. Irland/BRD, 2000. Ellen Ten Damme, Darragh Kelly, Andreas Schmidt, Mártin Jamsie, Katie NicDhonnacha, Rosaleen Linehan

Axel kommt aus Berlin, wo er die Trümmer seiner Familie hinterläßt, rüber nach Irland, um seine alte Freundin Maria wiederzusehen. Die ist aber mittlerweile verheiratet und Mutter einer Tochter. Dennoch lassen sich die beiden wieder auf eine Affäre ein, was unweigerlich zu einigen Problemen führt.

Eine ganz simple Geschichte, deren ungefährer Verlauf, mit Ausnahme vielleicht des etwas zu melodramatischen Ausgangs, rechtzeitig absehbar ist. Deshalb darf man sich als Zuschauer auch mit Fug und Recht zurücklehnen und einfach mal wieder so richtig massenhaft irisches Flair genießen, denn zumindest davon gibt uns Moore gut und reichlich: Die berauschende, unvergleichliche Landschaft Connemaras, der Wind, das Moor, die Inseln, die zerklüftete Küste, die leuchtenden Farben im wechselhaften Licht- und Schattenspiel, ein bißchen dezente Musik, ein paar Folklore-Iren für die Touristen (die ja gern glauben, daß Irland nur von liebenswert kindlichen, trinkenden, singenden und abergläubischen Narren bevölkert wird), und schon hat man fast alles, was zu einem sehnsüchtigen Fernwehabend gehören muß. Dabei wirken die Aufnahmen, ganz anders als in allzu vielen anderen Irlandfilmen, niemals geschönt oder gestelzt, sondern immer bestechend echt und natürlich. Es macht Freude, einfach nur hinzusehen, und das passiert auch nicht mehr so häufig. Ansonsten hat Moore ein paar wirklich sympathische, sehr gut gespielte und beobachtete Charaktere vor seine wacklige Kamera gestellt: Die Holländerin mit Vergangenheit, die reichlich Anlaß erhält, ihren Rückfall zu bereuen, den soliden, lieben Iren, der seine Felle schwimmen sieht, seiner Frau jedoch trotzdem lieben wird, den flatterhaften Deutschen mit Charme und verrückten Ideen, der am Schluß der Verlierer ist und weiterziehen muß. Und trotz seiner vermeintlichen Unruhe beobachtet Moore ihr Miteinander sehr präzise, fängt kleinste Stimmungsschwankungen auf, Blicke, Gesten, erotische Anbahnungen, und außerdem gelingt ihm eine wunderschön zärtliche Liebesszene. Diese drei hätten, vielleicht mit ein paar Randpersonen drumherum, gut und gern gereicht in diesem Rahmen. Da gibt es dann aber noch das Pfarrerehepaar – er ein schwer herzkranker Genießer, sie eine frustrierte Frau, die all ihre Wünsche stets unterdrückt und nur für ihn gelebt hat -, das episodisch hier und da in Wort und Bild erscheint, die eigentliche Story aber eigentlich nur am Rande berührt und auch sonst keinen Einfluß auf sie hat. Wenn er am Schluß stirbt und sie sich vielleicht doch das ersehnte Häuschen in Frankreich kaufen kann, ist das fein, aber wir entwickeln recht wenig Gefühl dabei. Anders ist das natürlich mit dem vermutlichen Tod der gemeinsamen Tochter Marias und Antaines, die nach einer Verzweiflungsaktion auf See verlorengeht und trotz intensivster Suche nicht gefunden werden kann. Ein schlimmes Ende, viel zu schlimm für einen solchen eigentlich so leichtgewichtigen, sympathischen Film, dessen Hauptpersonen man überhaupt nichts Melodramatisches wünscht. Schade, daß es gar so düster ausgehen muß, denn abgesehen davon ist alles angerichtet für eindreiviertel Stunden ungetrübten Genuß. (17.10.)