„Ocean’s Eleven“ (#) von Steven Soderbergh. USA, 2001. George Clooney, Brad Pitt, Matt Damon, Julia Roberts, Andy Garcia, Carl Reiner, Elliott Gould
Ich geb’s ja zu, ich habe auch gedacht, du meine Güte, ein Remake eines alten Sinatra-Films, was zum Geier soll das wohl werden und was zum Geier mag Mister Soderbergh ausgerechnet daran gereizt haben, nach einem Film wie „Traffic“ ein Stückchen Hochglanzkonfektion Marke Hollywood zu machen? Nun, zwei Stunden später bin ich ein wenig schlauer, denn der Film in sich ist schon die Antwort. Genau, ein Stückchen Hochglanzkonfektion Marke Hollywood, ganz demonstrativ und erklärterweise, kein bißchen mehr aber auch kein bißchen weniger. Und wenn dann wahre Könner am Werk sind, kann sowas sogar heute noch richtig viel Spaß machen.
Ein Team von elf Leuten raubt den Geldpool von drei großen Casinos in Las Vegas, ohne großes Geballer und nur mit viel Köpfchen und Organisationstalent. Sie kommen mit 160 Millionen Dollar davon und der unsympathische Herr über die Casinos ist der Dumme, zumal ihm auch noch das Girl abhanden kommt und zurück geht zu Mister Clooney, der sie auch verdient. Solche Geschichten waren schon häufig Stoff für klassisches Unterhaltungskino, und dem hat Soderbergh liebevoll seine Reverenz erwiesen, nicht nur das, er hat dem Kanon darüber hinaus ein feines Meisterstück hinzugefügt, denn alles an diesem Film ist erstklassig: Die Besetzung sowieso, das clever ausgeklügelte Drehbuch, der unwiderstehlich elegante, lockere Fluß der Erzählung, der niemals stockt, niemals durchhängt, niemals leerläuft, die ebenso mitreißende, ultracoole, jazzige, funky Musik, die den Ton vorgibt und den Beat hält, immer ein wenig mit Blick auf die Sechziger und Siebziger, aber eben auch mit ganz aktuellen Zutaten. Soderbergh hat die Dramaturgie fest im Griff, erzählt straff, straight, sehr temporeich, aber nie überhastet oder unübersichtlich. Sein Ton ist cool und ironisch, die Gags kommen aus der Hüfte und die gesamte Truppe hat, das kann jeder sehen, einen Heidenspaß bei der Sache. Genau darum geht’s doch in solchen Filmen: Man sieht echten Profis bei der Arbeit zu, und die machen ihren Job so verdammt gut und tun noch nicht mal jemandem weh (der Film hat den Schneid, in diesen harten Zeiten tatsächlich auf fast jegliche Gewalt zu verzichten!), daß man ihnen schlußendlich applaudiert und ihnen innigst wünscht, sie mögen durchkommen und die Kohle brav brüderlich unter sich aufteilen. Meisten kommt’s ja anders und die Jungs kriegen sich in die Haare oder werden von den blöden Bullen doch noch erwischt, und jedes Mal ist das für den armen Zuschauer ein Schlag ins Kreuz und eine böse Enttäuschung und außerdem noch ein Stimmungstöter. Soderbergh tut uns das nicht an, er gibt uns was wir brauchen und schickt uns mit allerbester Laune nach Hause, und schon dafür muß man ihn einfach mögen. Er gibt gar nicht vor, mehr im Sinn zu haben als Sport, Spiel, Spannung, doch beweist er, daß man auch mit solch bescheidenen Ambitionen brillantes Kino zaubern kann, und dies ist ihm wirklich vollkommen gelungen. Der Film erinnert in vielem an den fast zehn Jahre alten, ebenfalls fabelhaft unterhaltsamen „Sneakers“ mit Robert Redford, Sidney Poitier und Ben Kingsley. Auch da geht’s nur um technisch aufgepepptes, aber im Grund ganz altmodisches und klassisches Entertainment, so wie hier, aber man sieht, daß die Unterschiede auch auf einem so viel beackerten Gebiet wie diesem riesengroß sein können, je nachdem, wer es eben macht und wie es gemacht wird. Soderbergh hat jetzt innerhalb kurzer Zeit vier ganz tolle und auch ganz unterschiedliche Filme gemacht (zumindest thematisch ganz unterschiedlich), und ich bin wirklich höllisch gespannt, was von diesem Mann noch so alles kommen wird in den nächsten Jahren. Eigentlich kann man sich nur auf jeden weiteren Film von ihm freuen. (15.1.)