Die wilden Hühner von Vivian Naefe. BRD, 2005. Michelle von Treuberg, Paula Riemann, Lucie Hollmann, Zsa Zsa Inci Bürkle, Jette Hering, Jeremy Mockridge, Vincent Redetzki, Philip Wiegratz, Martin Kurz, Veroncia Ferres, Doris Schade, Jessica Schwarz, Axel Prahl, Benno Fürmann

   Jetzt also die wilden Hühner, meine Lieblingsbücher von der Frau Funke, weil sie hier nämlich jenseits aller großen Ambitionen einfach schöne Jugendgeschichten erzählt mit Witz und Herz und viel Gefühl, und dafür hat sie eben genau den richtigen Stil, wie ich finde, und nicht so sehr für die breit angelegten Fantasystories à la „Tintenherz“ oder so. Gut, meine persönliche Meinung.

 

   Vivian Naefe liefert für gewöhnlich reihenweise verquasten TV-Scheiß ab, weswegen ich erst arge Zweifel in Bezug auf die Wahl der Regisseurin hatte, aber in der Tat hat sie nicht mehr gemacht, als ein wirklich gutes und dem dritten Buch der bislang fünfteiligen Reihe, „Fuchsalarm“, bemerkenswert detailliert folgendes Drehbuch sorgfältig und ohne Schnörkel auf die Leinwand zu bringen. Dieses Buch ist meiner Ansicht nach zugleich das beste der Serie, es führt die Wilden Hühner, wenn auch zunächst widerwillig, enger zusammen mit der konkurrierenden Jungenbande, den Pygmäen, es beschreibt die spannende Rettungsaktion für fünfzehn arme alte Hühner, die Oma Slättberg herzlos schlachten lassen will, es fügt den vier Hühnern ein fünftes und eine ganz neue Behausung für die Bande hinzu, es bringt erste zarte Liebesgeschichten mit hinein, es zeigt, wie die Pygmäen ihr tolles Baumhaus an den Bagger verlieren und wie einer von ihnen fast ausrastet deshalb, und es beschäftigt sich eingehend mit den vielfältigen familiären Problemen der Mädchen und Jungen. Es ist also eine Menge los, im Buch wie im Film, der es wirklich schafft, die ganze Substanz ohne Verluste beizubehalten und auch noch den richtigen Ton zu treffen, denn Funke schreibt schon ganz speziell, mit aller Sympathie und Solidarität für die Kinder, doch keineswegs ohne Ironie oder auch mal ein paar kritische Töne. Das macht sich sehr positiv in der Darstellung der Erwachsenen bemerkbar, denn da gibt es keine platte Schwarzweißmalerei wie häufig in Jugendbüchern, sondern auch dort herrscht Verständnis und  häufig sogar Sympathie und keineswegs ein unversöhnliches Aufeinanderstoßen zweier unvereinbarer Welten, trotz solcher Themen wie prügelnde Väter, alleinerziehende, gestreßte Mütter, arbeitslose Eltern oder solche, die andersherum zuviel arbeiten und keine Zeit mehr für die Kinder haben. Natürlich haben die Erwachsenen hier den Vorteil sämtlich von sehr guten und sehr prominenten Leuten dargestellt zu werden, und gerade im Zusammenspiel mit den jungen Kollegen machen sich doch große Divergenzen bemerkbar. Manche der Jugendlichen sind sehr gut, andere weniger, obwohl die Typen an sich ihren Vorbildern aus dem Roman für meinen Geschmack ziemlich gut entsprechen. In einigen wenigen Szenen wirken die schauspielerischen Unzulänglichkeiten etwas störend, genau wie die gegen Ende auftretenden Längen (auch dieser Film ist um bestimmt zehn Minuten zu lang), aber insgesamt macht der Film auch in Zeiten der drohenden Vogelgrippe sehr viel Spaß mit ununterbrochenem Schwung, schönen Sommerbildern und einer kurzweiligen, gekonnt ausgewogenen Dramaturgie. Eine absolut geglückte Sache, und ich bin mal gespannt, ob die Produzenten daraus jetzt wieder eine Serie machen – Stoff genug haben sie dazu ja. (23.2.)