Black Snake Moan (#) von Craig Brewer. USA, 2007. Samuel L. Jackson, Christina Ricci, Justin Timberlake, S. Epatha Merkerson, John Cothran jr.
Zu Beginn erklärt uns Son House in Schwarzweiß, was es eigentlich mit dem Blues auf sich hat, dass es nämlich im Grunde immer nur um die Liebe zwischen Mann und Frau in ihren unterschiedlichen Farben geht. Dann geht es in knalliger Farbe weiter und wir erhalten eine hitzige, schwitzige, unterhaltsame Lektion in Sachen Blues in seiner etwas fortgeschritteneren Form: Rae muß ihren Lover Ronnie zur Armee hinterlassen. Sie fleht ihn an, nicht zu gehen und sie weiß, warum, denn kaum hat er ihr den Rücken gekehrt, stürzt sie sich in ein wildes Leben bestehend aus Drogen, Alkohol und willkürlichem Sex. Die Männer in der Kleinstadt raunen, sie habe unten zwischen den Beinen eine Krankheit, und doch konsumieren sie sie gern, bis sie eines Tages von Ronnies bestem Kumpel total zerschunden und zerschlagen wird und der alte Bluessänger Lazarus sie halbtot aufliest. Laz hat auch so seine Erfahrungen mit Frauen, die letzte ist ihm gerade lautstark davongerannt, und er hat schon lang keine Gitarre mehr angefasst, die junge weiße Frau jedoch regt etwas an in ihm und er beschließt, sie zurück auf den rechten Weg zu führen und dadurch gleichzeitig selbst wieder zu sich zu finden. Die Emotionen kochen hoch im hitzigen Süden, aber zu guter Letzt heiratet die Rae ihren Ronnie, der Lazarus greift wieder zur Klampfe, alle haben halbwegs ihren inneren Frieden gefunden, und Meister Son House gibt uns noch mal eine Zusammenfassung dessen, was der Blues für ihn bedeutet.
Viel Blues, viel Hitze, viel Sex und inniger Glaube, dies ergibt zusammengerührt eine wahre Klischeesuppe aus dem altern Süden, so wie wir ihn vielleicht gern hätten, und wenn man diesen Film ernst nähme, oder etwa glaubt, er nehme sich selbst ernst, müsste er einem als purer Blödsinn erscheinen. Das Schöne hieran ist aber gerade seine Lust an der Übertreibung, an der Ironie, am Spiel mit den Stereotypen und gleichzeitig dann wieder an der vollkommenen Ernsthaftigkeit der Gefühle und Absichten der beteiligten Personen. Der alte, ergraute Bluesmann, voll Ingrimm und Frust über die Frauen, voll Bitterkeit, weil ihm fast der Blues abhanden kommt, trifft auf das leichte weiße Mädchen, ständig nur halb bekleidet, ständig im Rausch und dabei doch nur auf der Suche nach der starken Schulter, und dazu gesellt sich noch das Milchgesicht Justin Timberlake, das erst mal zum Manne reifen muß, um sich des Mädchens auch wirklich annehmen zu können. So etwas Schräges darf nur im Märchen gedeihen, und so balanciert auch der Film stets auf der Schwelle zwischen schön authentischem Milieufeeling mit ein paar ausgesucht kauzigen Typen dazu und fiebrigen Träumen von Erotik und Gewalt, vor allem Raes Leben gestaltet sich als andauernde Achterbahn in Richtung Abgrund, und während Laz seinen eigenen Absturz gerade noch bremsen kann, benötigt sie seine Hilfe und Stärke, um wieder auf die Füße zu kommen. Samuel L. Jackson und Christina Ricci sind ein tolles Paar, beide gehen mit viel Mut zum Risiko zur Sache, geben alles was sie haben und verleihen dem Film schon dadurch die nötige Radikalität und Kompromisslosigkeit, die er braucht, um nicht in blanken Unsinn abzurutschen. Die Bilder sind entsprechend nervös und aufgedreht, ein paar Szenen aus der Blueskneipe erinnern mich ein bisschen zu sehr an aktuelle Musikclips, aber die Musik an sich ist mitreißend und das Ganze einfach ein großer Spaß, dem einfach mal die Pferde durchgehen. Jedenfalls ist der Film weit entfernt von der braven Biederkeit des Hollywoodmainstream und allein deswegen ganz sehenswert. (29.8.)