The Bourne Ultimatum (Das Bourne Ultimatum) von Paul Greengrass. USA, 2007. Matt Damon, Joan Allen, David Strathairn, Julia Stiles, Scott Glenn, Albert Finney, Paul Ramirez, Paddy Considine, Daniel Brühl

   Dritter und letzter Teil der Bourne-Sage – oder??? Mister Bourne hat noch immer keinen Plan von seiner wahren Identität, aber es häufen sich dunkle Erinnerungsbilder und Assoziationen, und die sagen ihm, dass er für irgendeine Schweinerei missbraucht worden sein muß. Außerdem ist der amerikanische Geheimdienst hinter ihm her wie der Teufel hinter der armen Seele, und das wiederum sagt ihm, dass der CIA höchstselbst hinter dieser Schweinerei stecken wird. Ein Reporter wird auf das Projekt „Blackbriar“ aufmerksam, gerät sofort in Gefahr und wird von einem Profikiller totgeschossen, und das wiederum sagt Bourne, dass seine Probleme sehr wahrscheinlich mit diesem Projekt zusammenhängen, denn in diesem Projekt wurden ausgewählte Männer von Ärzten in einem Trainingszentrum mit ausgeklügelten Methoden einer Gehirnwäsche unterzogen und zur perfekten Killermaschine ohne Seele umfunktioniert, und er, Jason Bourne, war der Prototyp des Experiments. Danach ist die wilde Hatz eröffnet, und die geht von Moskau nach London nach Madrid nach Tanger nach New York, wo dann die Fäden zusammenlaufen und Bourne endlich denen das Handwerk legen kann, die für seinen Identitätsverlust verantwortlich sind.

 

   In der Brust des Herrn Greengrass scheinen auch zwei Herzen zu schlagen, ein Arthausherz und ein Popcornherz, und dreimal darf man raten, welches sich denn hier ausgetobt hat. Sinn oder Unsinn, Logik oder wüstes Fabulieren, alles wurscht, es geht einzig darum, der Testosteronfraktion einen satten zweistündigen Adrenalinschub zu verpassen, und dieser Aufgabe hat Greengrass sich mit Bravour entledigt. Von der ersten bis zur letzten Minute montiert er mit irrsinnig rotierender Wackelkamera und furiosem Schnittstakkato ein derart rasantes, atemloses Hochgeschwindigkeitsszenario, dass uns kleinen Jungs buchstäblich das Blech wegfliegt und wir kaum Zeit haben, unser ohnehin schon träges Gehirn in Gang zu bringen. Turbulente Verfolgungen und hitzige Kämpfe, dankenswerterweise ohne allzu explizit blutige Gewalt, wechseln ab mit den gängigen Totalitätsphantasien eines Geheimdienstes, der unbeschränkte Macht und Befugnis hat, der jegliche Idee von Privatsphäre und Schutz des Einzelnen im Dienste der heiligen nationalen Sicherheit hinter sich lässt und dem folglich ein Menschenleben rein gar nichts wert ist. Hightech ohne Grenzen darf vorausgesetzt werden, Internationalität ist spätestens seit James Bond Pflicht, und wenn es dann noch einen charismatischen Helden hat, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Mit Matt Damon als Actionheld ist alles okay, leider aber wurde ihm keine adäquate Frau zur Seite gestellt, denn Julia Stiles ist doch ein bisserl blaß (ihre Rolle übrigens auch), und Joan Allen ist, obwohl natürlich eine ausgezeichnete Schauspielerin, nicht mehr recht als Hingucker für uns kleine Jungs gedacht. (Reifere kleine Jungs so wie ich würden ihr in diesem Fall aber trotzdem den Vorzug geben...) Wichtig sind weiterhin die illustren Sidekicks, und für die ist hier allemal gesorgt, und dann sind wir schließlich auch dankbar, wenn im letzten Drittel der Story in einigen etwas ruhigeren Sequenzen endlich ein wenig Übersichtlichkeit und Zusammenhang hergestellt werden, und auch der letzte dumme kleine Junge halbwegs schnallt, worum in etwa es geht. Wie gesagt, dies ist nicht der Paul Greengrass von „Bloody Sunday“ oder „Flug 93“, dies ist sein kleiner infantiler Zwillingsbruder, aber der hat hier mal einen richtig heißen, verschärften Kracher rausgehauen, und es soll ja Lebenslagen geben, in denen man so was ganz gut vertragen kann. (11.9. – was für ein Datum für solch einen Film!)