Heartbreak Hotel (Schwedisch für Fortgeschrittene) von Colin Nutley. Schweden, 2006. Helena Bergström, Maria Lundqvist, Claes Månsson, Erica Braun, Johan Rabaeus
Wenn man sich von dem mal wieder völlig bescheuerten deutschen Titel nicht abschrecken lässt, und sich auch nicht zu sehr darüber aufregt, dass gerade aus Schweden in den letzten Jahren fast nur noch das seichtere Zeug rübergekommen ist (mit Ausnahme der Filme von Lukas Moodysson vielleicht),dann kann man sich über Colin Nutleys neustes Werk leidlich gut amüsieren. Mehr aber auch nicht, denn irgendwie krankt der Film ein wenig an seinem etwas unausgegorenen Konzept.
In der ersten Hälfte erleben wir das zu erwartende Feelgoodmovie über zwei Frauen sehr unterschiedlichen Temperaments, die eher zufällig zueinander kommen und dann beschließen, gemeinsam richtig einen draufzumachen, denn beide leben in Scheidung oder Trennung oder sind allgemein ein bisschen frustriert und können deshalb reichlich Spaß und Zerstreuung vertragen. Elisabeth die Gynäkologin weiß schon länger, wie das geht. Sie brezelt sich auf, geht in ihren bevorzugten Klub (das „Heartbreak Hotel“ eben) und zieht auf der Tanzfläche eine heiße Show ab. Gudrun die Politesse lebt ungefähr am entgegengesetzten Ende des Funspektrums, farblos und verzagt hockt sie daheim, löst Kreuzworträtsel und lässt sich allabendlich von der Glotze berieseln. Elisabeth kann sie nach anfänglichen Hemmungen mitreißen und die beiden erleben ein paar wüste Nächte, müssen dann aber irgendwann feststellen, dass eigentlich noch mehr zum Leben dazugehört als saufen und Party machen. Gudrun ist halbwegs auf dem Weg zurück zu ihrem Ex, Elisabeth entfremdet sich darob ein bisschen von ihr, und fast endet das ganze mit der Trennung der beiden – aber eben nur fast.
Nach einer sehr vergnüglichen und derben ersten Hälfte kippt die Storys urplötzlich ins Ernste und Nachdenkliche, die Männer spielen (leider) vorübergehend eine größere Rolle und prompt bröckelt die felsenfeste weibliche Solidarität. Das Problem war natürlich, dass sich die Geschichte irgendwann über das Moment der reinen Gaudi hinausbewegen musste, und gottlob ist Nutley nicht auf die übliche Idee verfallen, einer der beiden eine Krebserkrankung oder ähnliches anzudienen, trotzdem aber bremst er den Spaß beträchtlich, und irgendwie fühlt man sich ein bisschen hängen gelassen, zumal wirklich substanzielles auch nicht zur Sprache kommt, sondern man sich lediglich mit zwei unsympathischen Idioten auseinandersetzen muß, was ich aber gar nicht wollte, denn die Frauen waren zuvor so lustig und liebenswert, dass ich auf ihre Männertrottel gern verzichtet hätte. Das Happy End ich buchstäblich allerletzter Sekunde wirkt dann fast ein bisschen angeklatscht, so als wollte Nutley die Leute doch mit einem Lächeln aus dem Kino lassen, doch mir war das Lächeln leider schon halberlei vergangen.
Bleibt immerhin noch übrig, das fabelhafte Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen zu würdigen, vor allem die mir bislang unbekannte Maria Lundqvist als Gudrun bietet eine fantastische Leistung, die Helena Bergström als bewährt toughe Zicke einigermaßen in den Schatten stellt. So genieße ich also ein bisschen bewährte schwedische Schauspielkunst, freue mich im ersteh Teil über ein paar wirklich urkomische Momente und denke mir ansonsten, dass ich aus meinem alten Leib- und Magenfilmland endlich mal wieder was großes sehen möchte. (15.7.)