Ensemble, c’est tout (Zusammen ist man weniger allein) von Claude Berri. Frankreich, 2007. Audrey Tautou, Guillaume Canet, Laurent Stocker, Françoise Bertin

   Wahrscheinlich war ich einfach nur im falschen Film. Von Komödie hab ich vorher gelesen und von Romanze und was von einem Film, der mich glücklich machen soll – stimmt alles nicht, jedenfalls nicht für mich. Ich fand den Film fast nie komisch und fast nie romantisch, und glücklich gemacht hat er mich erst recht nicht. Er hat mich auch nicht unglücklich gemacht, er hat mich, und das ist natürlich viel schlimmer, nach ungefähr der Hälfte der Laufzeit zu langweilen begonnen und damit bis zum Schluß weiter gemacht. Das haben gerade die Franzosen in den letzten Jahren schon x-mal sehr viel besser gemacht. Vielleicht macht es die Leute glücklich, wenn sie schließlich das ganz große universale Happy End vorgesetzt kriegen, auf das sie alle gewartet haben, und ich gebe gern zu, dass auch ich gelegentlich und unter bestimmten Voraussetzungen ein bisschen was fürs Herz und fürs Gemüt und für das Harmoniebedürfnis brauche, aber nicht so. Nach ungefähr der Hälfte der Laufzeit (insgesamt gefühlten drei Stunden und nie und nimmer nur siebenundneunzig Minuten!) merkte ich auch ganz plötzlich: Ach sooo ein Film ist das und sooo ein Buch ist das dann wahrscheinlich auch und verlor augenblicklich jegliches Interesse. Leider ist im weiteren dann nichts mehr geschehen, was dieses Interesse wieder hätte aufleben lassen können.

 

   Man nehme drei bis vier vermeintlich originelle und unkonventionelle Charaktere (eine Frau zwischen zwei Männern, man stelle sich das vor...), stecke sie in eine anfangs eher unfreiwillige Wohngemeinschaft und warte dann ab, bis sie sich genau so sortiert haben, wie man es erwarten durfte. Denn natürlich weiß jeder gleich, dass der liebe aber leider total unerotische Typ das Mädchen nicht kriegt, sondern der brummige, ewig grantige Koch, denn der ist ja eigentlich ein ganz lieber, und kommt bei den Mädels eben doch besser an, und man weiß auch, dass das untergewichtige, beziehungsgestörte Mädchen sich natürlich doch total in den grantigen Koch verliebt hat, obwohl sie ja die ganze Zeit was anderes behauptet, und man weiß auch, dass auch der liebe unerotische Typ am Ende sein Mädchen abkriegt und dass die alte Oma im Kreis ihrer lieben Tiere friedlich einschlafen wird und die Überlebenden eine große harmonische Familie bilden werden. Das alles ist mir herzlich egal und ich muß für meinen Teil feststellen, dass ich an den hier vorgestellten Personen herzlich wenig Interesse habe, egal wie unkonventionell sie nun sein mögen (sind sie ja auch gar nicht...), was mich einzig an diesem Film interessiert ist die Frage, wie zum Teufel es Claude Berri hingekriegt hat, dass der ganzen Chose trotz Audrey Tautou jegliche Magie abgeht. Ich habe vorher gedacht, dass das eigentlich nicht sein kann, weil diese Frau die Leinwand einfach mit Magie auflädt und jeden Film retten kann – doch nein, sie kann es nicht, das habe ich jetzt gelernt. Berris Drehbuch kriegt keine Dramaturgie in Gang, kriegt weder Komik noch Romantik in Gang und schon gar keine Magie. Ob das in Frau Gavaldas Bestseller anders ist, will ich jetzt auch nicht mehr wissen. Der Film zieht sich und schleppt sich, er verwechselt konstant gefühlig mit gefühlvoll, er benutzt die Figuren nicht wie Menschen sondern wie Teile einer Versuchsanordnung und er wird mit fortschreitender Dauer leider immer banaler statt irgendwie spannender. Natürlich lässt uns dieses tolle Mädchen mit ihren tollen Augen hin und wieder den ganzen Verdruß vergessen, aber eben nicht durchgehend, und als beim Hinausgehen ein Ehemann zum anderen Ehemann sagte (das ist einer von den Filmen, in die Ehemänner einmal im Jahr mitgehen müssen!), „Das war aber ein schöner Film!“, da hätte ich ihm gern geantwortet, „Nein, mein Herr, mitnichten! Das war nur ein langweiliger Film.“ Und dabei ist der französische Originaltitel sehr schön und lässt mich an HD Hüsch denken: Zusammen, das ist das Glück. (22.8.)