Mikro eglima (Kleine Verbrechen) von Christos Geogiou. Griechenland/Zypern/BRD, 2008. Aris Servetalis, Viki Papadopulou Antomis Katsaris, Panayiotis Benekos

  Die kleine Kykladeninsel Thirassia hat es einfach schwer – direkt gegenüber liegt das viel berühmtere Santorin, die grandiose Caldera grüßt täglich und die Touristenströme ziehen mit konstanter Bosheit vorüber in Richtung auf den vulkanischen Nachbarn. Dieses Schattendasein, das höchstens von Tagesausflüglern von drüben gespeist wird, wirkt sich insofern aus, als die Insel im Ganzen wie eine unscheinbare, leicht schmuddelige kleine Schwester daherkommt und dieses Image sich wohl auch aufs Selbstbewusstsein der Einwohner auswirkt. Der Dorfpolizist Leonidas jedenfalls hat die Nase voll vom sonnigen Nichtstun und begehrt die Versetzung in die große gefahrvolle Stadt, und gerade als die Versetzung beschlossene Sache zu sein scheint, ereignen sich unerwartet zwei spektakuläre Dinge: Erstens wird ein Toter am steilen Vulkanhang gefunden, und obwohl Konsens über einen natürlichen Unfalltod besteht, wittert Leonidas die Chance auf einen echten Fall, legt die Leiche buchstäblich auf Eis und startet seine Recherchen. Und zweitens ergattert das schönste Mädchen der Insel einen begehrten Fernsehpreis und kehrt nach Hause zurück, um im Familienkreis zu feiern, und Leonidas verguckt sich natürlich augenblicklich in die zauberhafte Angeliki, die zudem auch noch mit besagtem Todesfall in Verbindung zu stehen scheint.

 

   Man denkt ja fast, Griechenland gibt’s überhaupt nicht auf der Kinolandkarte, und wenn, dann kommt alle Jubeljahre mal schwerer Stoff von Papa Angelopoulos auf die Festivals, aber meistens auch nicht mehr weiter. So gesehen ist eine flockige sommerliche Komödie wie diese mal eine erfreuliche Abwechslung, auch wenn der Film an sich keineswegs ein Ausbund an Originalität oder Tiefgang ist. Aber, Teufel noch eins, das muss ja auch nicht immer sein! Idyllische Postkartenbilder und idyllische Musik garnieren eine amüsante burleske amouröse bäuerliche Kriminalfarce mit liebevollen Verulkungen lokaler Eigenarten, hübsch derb-makabrer Variationen über Todesarten und allerhand schräger Typen, die dieses leicht abgewetzte mediterrane Idyll bewohnen. Diesem Film irgendwelche ernste Absichten unterstellen oder gar klischeehafte Elemente rügen zu wollen, wäre schiere Idiotie und bedeutet, den durchgehend ironischen Tonfall zu ignorieren. Logisch, dass alles recht leicht und seicht angerichtet wird, aber das ist ja ganz offensichtlich auch der Sinne der Sache, und für uns diese Altherrenmachos gibt’s auch noch ein süßes Griechengirl, das das Hinsehen wahrlich wert ist! Abgesehen vom Fernwehfaktor für alle, die wie ich schon mal auf Thira waren und den Blick vom Kraterrand auf die blaue Ägäis genossen haben. (14.6.)