Du hast es versprochen von Alexandra Schmidt. BRD, 2012. Mina Tander, Laura de Boer, Lina Köhlert, Greta Oceana Dethleffs, Alina Sophie Antoniadis, Mia Kasalo, Max Riemelt, Katharina Thalbach, Thomas Sarbacher, Clemens Schick

   Jau Mann, ein Gruselfilm made in Germany, das gibt’s nicht so häufig, und viele werden wieder mit der Nase rümpfen und behaupten, die Deutschen könne es keine Genrefilme. Stimmt nicht, hat man in der Vergangenheit schon gesehen, und auch das hier ist durchaus ein sehr solides Stück Unterhaltung, das keinen Vergleich zu irgendwelchen internationalen Kollegen zu scheuen braucht - überhaupt, was heißt das schon in diesen globalen Zeiten, international...? Dieser Film hier erfindet das Pulver natürlich nicht neu und will das auch gar nicht, er versucht lediglich, mit bestens bekannten Zutaten vernünftig umgehen, und zwar so, dass wir Zuschauer uns nicht total verarscht fühlen – und das schafft er auch ganz gut, wie ich finde.

   Eine Geschichte von weiblichem Hass, weiblicher Rache und weiblicher Intrige, jedes für sich genommen schon fürchterlich genug, aber in solch geballter Form natürlich erst recht vernichtend. Dazu nehme man eine zunächst arglose, aber vergangenheitstechnisch arg belastete junge Mutter, eine vermeintlich beste Freundin, die nach ewigen Jahren plötzlich aus der Versenkung auftaucht, eine neblig trübe Ostseeinsel, ein hübsch einsam gelegenes Haus im Wald, einen effektvoll verhangenen Wald dazu, darin eine Ruine mit buchstäblichen Abgründen und eine kleine Sammlung mehr oder minder dubioser Inselfiguren, die in dem düsteren Drama natürlich sämtlich eine besondere Rolle spielen. In solchen Filmen gibt es praktisch kein einziges Detail ohne Bedeutung! Die Mittel zur Spannungserzeugung nach einem angemessen gemächlichen Auftakt sind bestens erprobt - vor allem jähe Soundattacken und blitzschnell erscheinende Geistervisionen -, sorgen aber dennoch das eine oder andere Mal dafür, dass man ein wenig im Kinosessel hochhüpft, die weiteren Eskalationen sind recht vorhersehbar (sicherlich hätte das Drehbuch hier origineller sein können), aber zum Schluss wird’s dann doch recht grimmig und spannend, und just wenn man glaubt, das Finale sei doof und vergurkt und einfach nicht fies genug, kommt hintendran noch eine weitere, noch viel fiesere Wendung – also um es mal so zu sagen, ein Happy End sieht anders aus...

 

   Wie gesagt, von fein gesponnenem Garn kann hier eher nicht die Rede sein, und erfahrene Kinogucker wie ich sind recht früh imstande, die wahre Identität der vermeintlich besten Freundin zu erahnen und auch die weiteren Ereignisse zu prognostizieren – mit Ausnahme vielleicht der letzten fiesen Wendung. Aber gerade dieser Ausklang ist hübsch hässlich, die Geschichte ist spannend und zügig erzählt, die Schauspieler passen gut zu ihren Rollen und können überzeugen (vor allem mit den Kindern wurde ausgezeichnet gearbeitet), und wem zwischendurch mal nach ganz grundsolidem Oldschoolgrusel zumute ist oder einfach nach einem effektvollen Stückchen Unterhaltung, das nicht ganz so seifig daherkommt wie die Pendants aus Hollywood, der ist hier bestimmt nicht verkehrt. Und: Ja, die Teutschen können Genre, sie müssen sich nur mal trauen und nicht immer auf das Gemecker der Besserwisser hören. (21.12.)