Magic in the moonlight von Woody Allen. USA, 2014. Colin Firth, Emma Stone, Eileen Atkins, Hamish Linklater, Marcia Gay Harden, Simon McBurney, Jacki Weaver

   Ich hab ihn dann doch noch gesehen, meinen x-ten Woody-Allen-Film (der 42. isses, um genau zu sein), und wie meistens in den letzten fünfundzwanzig Jahren oder so (Ausnahmen waren eigentlich nur „Match Point“ und mit Einschränkungen noch „Blue Jasmin“) war es eine rundum nette Erfahrung, amüsante anderthalb Kinostunden ohne tieferen Widerhall oder großen Nachklang, ein Film, an den ich in einigen Monaten wohl nur noch ungenaue, gleichwohl angenehme Erinnerungen haben werde. Ich habe längst schon eingesehen, dass die große Zeit bis Mitte der 80er ein für allemal vorüber ist und ich jeden neuen Film nicht an den alten Meisterwerken messen darf, ich habe längst schon gelernt, mit geistereichen kleinen Komödien und vertrautem Wortgeplänkel zufrieden zu sein oder eben wegzubleiben, wenn’s mir nicht mehr reichen sollte. Diesmal war ich fast soweit, einfach weg zu bleiben, aber irgendwas war stärker als ich, vielleicht eine fast zwanghafte Treue zu einem großen Filmemacher, und also bin ich doch wieder hingegangen und hab’s natürlich wieder nicht bereut.

 

   Die luxuriöse, ultramondäne Côte d’Azur der späten 20er ist Schauplatz eines luftig leichten Liebesreigens um einen eitlen, misanthropischen Magier und ein junges amerikanisches Medium, das als Scharlatan entlarvt werden soll und die bis dato festgefügte Ordnung des steifen Briten gründlich durchschüttelt. Die Welt kühler Rationalität und Kopflastigkeit trifft auf Lebensfreude, Tanz und Spaß, und man weiß gleich, dass es bis kurz vor Schluss dauern wird, bis die beiden denkbar verschiedenen Charaktere endlich zusammenfinden. Bis dahin erfreut man sich an den gewohnt scharfzüngigen Dialogduellen (die auch ein knapp achtzigjähriger Woody Allen noch locker aus den Ärmeln schüttelt), den wie immer bestens aufgelegten Darstellern (besonders Firth und Stone entwickeln tatsächlich eine gewisse Magie miteinander) und natürlich den südlichen Postkarten, die Darius Khondji in wunderschön leuchtende Farben taucht, immer in dem Wissen, dass die perfekt gestylten Tableaus eine reine Kunstwelt am Rande des Klischees abbilden. Falls man eine Botschaft aus dem Ganzen ableiten will: Das Leben lässt sich nicht immer nur durch Regeln und Gewissheiten ordnen und organisieren, es muss auch mal ein wenig Überraschung und Zauberei im Spiel sein. Und: Man ist sehr gut beraten, von Zeit zu Zeit mal über den eigenen Schatten zu springen. Wer’s nicht so mit Botschaften hat, wird neunzig Minuten fröhlich vor sich hinglucksen, nachher vielleicht mal den einen oder anderen Urlaubsprospekt wälzen und feststellen, dass auf den ollen Woody schon noch Verlass ist. (19.1.)