War for the Planet of the Apes (Planet der Affen: Survival) von Matt Reeves. USA, 2017. Andy Serkis, Woody Harrelson, Steve Zahn, Karin Konoval, Amiah Miller, Terry Notary, Ty Olsson, Michael Adamthwaite, Judy Greer, Toby Kebbell, Gabriel Chavarria
Fast fünfzig Jahre sind nun vergangen, seit wir Charlton Heston im Lendenschurz bewundern durften in jener eigenartig psychedelisch erhitzten Sci-Fi-Vision vom Ende der menschlichen Zivilisation und von der Machtübernahme durch die Affen, die dann leider auch allzu menschliche Züge tragen. Und normalerweise sollte man denken, dass die Geschichte irgendwann mal auserzählt ist – aber nicht in Hollywood. Ist ein Franchise erstmal etabliert und wirft genügend Schotter ab, wird die Kuh gemolken auf Teufel komm raus, und es werden immer neue Gründe und Ansatzpunkt erfunden, um das Ganze weitergehen zu lassen, da gibt’s Prequels oder Sequels oder Spin-offs oder weiß der Geier. Satte neun Filme sind es insgesamt mit langen Pausen zwischendrin, und dies hier ist nun der dritte und vielleicht (?) letzte Teil einer Serie, die vor sechs Jahren mit „Prevolution“ neu gestartet wurde. Den Film hab ich mal gesehen und war wenig beeindruckt, „Survival“ aber ist doch schon eine etwas andere Hausnummer. Vom schrägen Hippieschick des Erstlings ist naturgemäß nichts übrig geblieben, doch die Elemente der dunklen Dystopie sind noch immer da, und im Vergleich etwa zu „Revolution“ sehr viel deutlicher und überzeugender in die Story eingebaut worden.
Dabei ist die Story an sich überaus schlicht – Affen gegen Menschen, wenn man so will, der endgültige und letzte Kampf um den Planeten, oder das, was davon geblieben ist. Die Affen sind es, die mithilfe ihrer im Lauf der Zeit entwickelten Intelligenz eher etwas Zivilisationsähnliches aufgebaut haben, jedenfalls was die Art ihres Miteinanders betrifft. Die Menschen beschränken sich hingegen wie gewohnt auf das Kultivieren ihrer atavistischen Reflexe. Affen und Menschen sind untereinander allerdings nicht einig, und das schwächt sie, die Guten wie zum Glück auch die Bösen. Denn so kann dem bösen Colonel und seiner Tyrannei am Schluss das Handwerk gelegt werden, und bei den Affen siegt das Gute in Gestalt Caesars, der seinen Rachetrieb zwar nicht in den Griff kriegt, der sich aber für die Seinen aufopfert und sie mit letzter Kraft ins gelobte Land führt.
So feierlich wird’s am Schluss leider, ganz unpassend eigentlich zum sehr gedämpften, düsteren Ton des Restfilms, und da ich weder Ironie noch Skepsis in den ausklingenden, zudem von aufdringlich hymnischen Himmelschorälen unterlegten Bildern entdecken konnte, nehm ich mal an, dass die Produzenten dem Publikum nicht noch mehr Pessimismus zumuten und sie stattdessen mit Hoffnung und positiven Gedanken nach Hause schicken wollten. Hollywood halt. Ziehe ich diese letzten kurzen Minuten aber ab, bleibt ein streckenweise äußerst spannender, intensiver und grandios gestalteter Abenteuerfilm, der Caesar auf einen Vergeltungstrip gegen den Mörder seiner Frau und seines Sohnes schickt, und Caesars Volk geradewegs ins KZ des Colonels und seiner Armee, wo sie hungern und dursten und Steine schleppen müssen, sowieso dem Tod geweiht, denn der böse Colonel hat nicht die Absicht, sie am Leben zu lassen, wenn erst mal die Schutzmauer gegen die bald anrückende feindliche Armee fertig ist. Dieser Colonel hat zwar keinen Namen, doch es ist klar, an wen er uns erinnern soll, und da braucht‘s eigentlich nicht extra den überdeutlichen Hinweis auf „Ape-calypse Now“ auf einer Wand des Fluchttunnels. Woody Harrelson ähnelt auch äußerlich dem Herrn Brando (also, nicht volumenmäßig, aber sonst), und auch er bemüht sich, einen Menschen darzustellen, der einst gescheit und integer war und dann durch die Umstände zu dem Monster geworden ist, das sich nun anschickt, einen wahren Affen-Holocaust anzurichten und das sich gleichzeitig damit rausredet, dass halt Krieg ist und ein Mann tut, was er tun muss. Caesar ist im Vergleich zu ihm ein besonnenes, seinen Überzeugungen und seiner Ethik folgendes Wesen, klug, weise und verantwortungsbewusst, der dennoch die Zukunft seines Volkes aufs Spiel setzt, indem er sich eigenmächtig auf den Weg macht und sie schutzlos zurücklässt. Die Reise, auf der er dann doch von ein paar getreuen Mitstreitern begleitet wird, führt durch ein winterlich unwirtliches Land, das hier und da noch die Trümmer einer alten Zivilisation zeigt und dessen wenige Bewohner sich in jeder Hinsicht den neuen Begebenheiten angepasst haben. Dann gibt’s auch noch einen gefährlichen Virus, der nur Menschen befällt und sie ihre Sprache verlieren lässt und für den Colonel einen willkommenen Grund bietet, sich gegen die Außenwelt zu verschanzen.
Optisch ist das sehr eindrucksvoll realisiert, und natürlich kann ich nur darüber staunen, wie bestechend real die Affen mittlerweile gestaltet werden können. Fast ist man versucht zu sagen, sie sind menschlicher und ausdrucksvoller als so einige der menschlichen Darsteller. Als sprichwörtliche Reise in die Finsternis funktioniert „Survival“ ziemlich gut, als politisch untermauerte Gesellschaftskritik eher weniger, aber in welchem Film findet man das heutzutage schon. Ich würd sagen, das hier ist toll gemachtes, sehr spannendes Effektkino mit Tiefgang (so tief, wie’s halt eben geht), einer sehr gut dosierten Dramaturgie aus ruhigen Augenblicken und krachender Action, und ganz sicher etwas, worauf man aufbauen könnte, wenn man diese Kuh wirklich noch weiter melken wollte. Aber vielleicht setzen sich die wenigen kreativen Köpfe dort drüben einfach mal zusammen und denken sich ganz neue Geschichten aus – das wäre doch mal was… (20.8.)