Die Unschärferelation der Liebe von Lars Kraume. BRD, 2023. Burghart Klaußner, Caroline Peters
Boy meets girl für die reiferen Jahrgänge oder: Stadtneurotiker auf berlinerisch oder: Gegensätze ziehen sich an. Sie ist die sprichwörtliche Quasselstrippe, er ist der sprichwörtliche Eigenbrötler. Sie quasselt so lange auf ihn ein, bis er schließlich seine muffelige Fassade stückweise bröckeln und darunter ein paar mehr Facetten zutage kommen lässt. Es wird eine Liebesgeschichte daraus, die sogar den Sprung über den großen Teich nach Jersey City aushält, wo sie auf der Suche nach ihrem verlorenen Sohn ist.
Leider ist dies keine Liebesgeschichte, die ohne viel Worte auskommt, im Gegenteil. Hier wird pausenlos getextet, ein wenig vielleicht wie bei Eric Rohmer, nur fast gänzlich ohne dessen Charme. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Sowohl das Theaterstück (das ich mit genau diesen beiden Akteuren schon auf der Bühne erlebt habe) als auch die Filmversion sind einfach nicht besonders komisch. Jedenfalls nicht für mich. Die eine oder andere amüsante Sequenz wird flugs wieder entwertet durch zuviel uninteressantes Zeug, das nicht besonders tiefsinnig ist oder originell oder sonst irgendwie spannend. Die beiden Hauptfiguren wirken ebenso wenig echt wie ihre Aktionen und Dialoge; alles ist deutlich hörbar ausgedacht, allzu theaterhaft gestelzt, und daran können auch Burghart Klaußner und Caroline Peters nichts ändern, die ich beide schon sehr viel überzeugender gesehen habe, vor allem sie – und dabei ist sie doch eine so tolle Komödiantin.
Und so kriegt Lars Kraume das Kunststück fertig, gerade mal neunzig Minuten als ziemlich lang erscheinen zu lassen. Ich hätte ohnehin auf die Jersey-Episode gern verzichtet, hatte mich sehr an den stimmungsvollen Berlinimpressionen gefreut und hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Geschichte auch dort geblieben wäre, zumal ihr der Ausflug in die Staaten in keiner Hinsicht etwas hinzufügen kann, sie im Gegenteil noch etwas unrunder wirken lässt. Das Fazit von „Der vermessene Mensch“ früher im Jahr kann ich eigentlich eins zu eins auf diesen Film übertragen: Kraume hat viel bessere Filme gemacht, seine Regie lässt auch hier irgendwie die Überzeugungskraft vermissen, so als habe er sich für die Story eigentlich gar nicht richtig interessiert. Angeblich hat Klaußner ihm das Projekt angedient, aber viel Herzblut kann ich in dem fertigen Produkt nicht verspüren. Passt auf jeden Fall zu einem vernieselten Kinoabend unter freiem Himmel… (27.7.)