The Assessment von Fleur Fortuné. BRD/USA/England, 2024. Alicia Vikander, Elizabeth Olsen, Himesh Patel
Nach dem großen Klimacrash hat sich ein Teil der Menschheit zurückgezogen in einen abgesperrten Bezirk und die versuchte alte Welt außen vor gelassen. Paare mit Kinderwunsch müssen sich nun darum bewerben und müssen sich eines siebentägigen Assessments unterziehen, an dessen Ende ihre Eignung festgestellt wird – oder eben nicht. Eines dieser Paare sind Mia und Aaryan. An ihrer Tür klingelt eines Tages Virginia, die Gutachterin. Sieben Tage und etliche hochnotpeinliche Prüfungssituationen später ist die Ehe der beiden am Ende – er bleibt im Haus und richtet sich eine neue, virtuelle Familie ein, sie wechselt hinüber in die alte Welt, und Virginia springt von einem Hochhausbalkon, nachdem sie Mia über den tragischen Tod ihrer kleinen Tochter erzählt hatte.
Den ganzen Sci-Fi-Schnickschnack und das etwas zu melodramatische Ende hätte sich der Film schenken können, wenn‘s nach mir geht. Im Fokus steht die Prüfung, und die ist wirklich was Besonderes, eine perfide Mischung aus Schikane, Erniedrigung und Machtspiel. Virginia ist mal die dominante, kalte Bürokratin, die ihre Kontrolle über die Situation und ihre beiden Opfer ganz offensichtlich genießt, und mal schlüpft sie in die Rolle eines Kindes, das die beiden Eltern nach allen Regeln der Kinderkunst terrorisiert und gegeneinander ausspielt. Mia und Aaryan treten in so gut wie jede Falle, inklusive natürlich der Sexfalle, die dem Ehepaar schlussendlich zum Verhängnis wird, aber auch vorher war eigentlich klar, dass sie als Paar dieser monströsen Herausforderung nicht gewachsen sind (und wie wir später erfahren, ist das auch gar nicht vorgesehen). Mal reagiert der zukünftige Papa souveräner, mal die zukünftige Mama, doch nie funktionieren sie zusammen. Einige dieser Szenen sind brillant gestaltet und zum Fremdschämen realistisch, andere satirisch überspitzt und von sarkastischer Komik, und stets bleibt im Hintergrund die zunehmend drängende Frage, was Virginia eigentlich im Schilde führt, denn es wird im Verlauf der sieben Tage schon klar, dass auch sie ab und zu aus ihrer Rolle zu fallen und über ihre eigentliche Aufgabe hinauszugehen scheint. Ihr Gespräch mit Mia erklärt dann so einiges, aber genau das hätte ich nicht gebraucht, hätte das Unerklärliche und Ominöse viel spannender gefunden.
Alicia Vikander, die ich in letzter Zeit leider so gar nicht mehr im Kino sehen konnte, liefert eine tolle Performance, sehr abgründig und suggestiv, aber auch Olsen und Patel sind sehr effektvoll in ihren Rollen, und so ist ein ziemlich unterhaltsamer Film entstanden, der leider nicht den Mut hatte, die zentrale Situation in der Luft hängen zu lassen, was sie womöglich noch beunruhigender, gruseliger gemacht hätte. Gute Unterhaltung allemal, aber vermutlich kein Film, der mir lange nachhängen wird. » (16.4.)